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Demokratie in der digitalen Zeitenwende
Author
Reinhard Herok

Die re:publica 2025 in Berlin ist zu Ende – und sie hat einmal mehr eindrucksvoll gezeigt, worum es im digitalen Raum längst nicht mehr nur geht: Technik, Tools oder Trends. Es geht um Macht, Verantwortung – und um die Zukunft unserer demokratischen Debattenkultur.

Wer Technik kontrolliert, kontrolliert Realität. Dieser Satz stand über vielen Diskussionen und Panels. Und er ist aktueller denn je. Social Media, KI, algorithmisch gesteuerte Kommunikation – sie alle verändern unser Informationsverhalten und damit auch den öffentlichen Diskurs. Polarisierung, Fragmentierung und die zunehmende Unsichtbarkeit von konstruktiven Stimmen prägen den Ton. Was viral geht, ist selten das, was verbindet – oft aber das, was spaltet.

Deshalb war das Motto „Generation XYZ“ nicht nur ein inhaltlicher Aufhänger, sondern ein Aufruf. Denn die digitale Spaltung ist auch eine Generationenfrage: Unterschiedliche Plattformen, Kommunikationsstile und digitale Gewohnheiten machen es schwer, dass sich Menschen verschiedener Altersgruppen auf Augenhöhe begegnen.

Die re:publica hat gezeigt, dass es dennoch möglich ist. Sie war ein Ort, an dem sich Generationen begegnet sind – ehrlich, offen, kontrovers. Sie war ein Raum, in dem Menschen sich nicht nur über Technologie, sondern auch über ihre gesellschaftliche Verantwortung ausgetauscht haben.

Zugleich war die diesjährige Konferenz deutlich politischer als in den Jahren zuvor. Die Rückkehr von Donald Trump ins Amt – mit all ihren globalen Implikationen – war ebenso Thema wie der Aufstieg rechter Bewegungen in Europa. Wie schützen wir demokratische Öffentlichkeit? Wie erhalten wir Diskursräume in einer Zeit, in der Sichtbarkeit oft mit Vereinfachung und Lautstärke verwechselt wird?

Trotz aller Herausforderungen war die re:publica auch ein Raum der Hoffnung. Ein Ort, an dem neue Freundschaften entstanden sind, Initiativen sichtbar wurden und das Gefühl zurückkam, dass es sich lohnt, an einer offenen Gesellschaft zu arbeiten.

Was bleibt? Die Erkenntnis, dass wir mehr denn je Räume wie diese brauchen – und Technologie, die für alle zugänglich, gerecht und verantwortungsvoll gestaltet ist. Die Demokratie der Zukunft entsteht nicht in den Algorithmen – sondern in Begegnungen, Gesprächen und gemeinsamen Gestaltungsprozessen.

Diese Konferenz hat gezeigt: Wir sind noch nicht verloren.

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